„Start-up HR“ – Interview mit Daniel Mühlbauer von function(HR) über Workforce Analytics

HR-Start-ups bringen derzeit viel frischen Wind in die Personal-Szene. In dieser Interviewreihe werden einige innovative Lösungen vorgestellt, die dafür sorgen sollen, dass die Personalarbeit in Zeiten der Digitalisierung noch einfacher, effektiver und effizienter wird. In meiner Interviewreihe „Start-up HR“ spreche ich heute mit Daniel Mühlbauer von function(HR), die gerade auf der „Zukunft Personal“ den HR Innovation Award in der Kategorie „Soft- und Hardware“ gewonnen haben. „Das Tool ist intuitiv bedienbar und gibt einer breiten Nutzergruppe die Möglichkeit, Analysen zu allen Personalprozessen zu erstellen“, war Jurymitglied Simon Werther überzeugt.

Was ist die Idee hinter Eurem Start-up und was war Deine ganz persönliche Motivation, mit der Du das Unternehmen (mit-)gegründet hast? 

muehlbauer_awardDie Idee hinter function(HR) ist, dass die vielseitigen Potentiale von People Analytics in Unternehmen noch deutlich zu selten genutzt werden. Bisher fehlte es jedoch an Softwarelösungen, die diese Unternehmen bei der Implementierung von People Analytics unterstützen.

Meine langjährige Beschäftigung mit dem Status Quo des HR-Reportings und meine analytische Leidenschaft hat mich dazu motiviert, auf den Vorschlag meines damaligen LMU-Kollegen Julian Huff einzugehen und function(HR) mitzugründen.

Welchen konkreten „Need“ Eurer Kunden sprecht Ihr an und welchen strategischen und/oder operativen Mehrwert bietet Ihr Euren Kunden?

Wir adressieren eine wichtige Herausforderung im Zuge der HR-Digitalisierung in Unternehmen. Mit unserer Software, dem HR Keyboard, ermöglichen wir die effiziente und effektive Nutzung der großen Vielzahl wertvoller Daten, die entlang des Mitarbeiterpfads anfallen. Diese Daten werden derzeit oft nicht miteinander integriert und so nicht für die Entscheidungsfindung im Personalmanagement aufbereitet, sondern verbleiben in sogenannten „Datensilos“. Das hat operative und strategische Folgen.

1) Operativ: Die HR-Reportingprozesse erfolgen manuell und sind extrem zeitaufwendig sowie fehleranfällig. Die Berichtszyklen halten dadurch nur selten den Anforderungen einer VUCA-Welt stand.

2) Strategisch: Die Datenanalysen erfolgen zumeist vergangenheitsbezogen und sind daher mit Blick auf die wichtigsten HR-Fragestellungen (z. B. Rekrutierungserfolg, Fluktuationsverhinderung, Engagement- und Produktivitätssteigerungen) sehr limitiert.


Das HR Keyboard ist ein wichtiges Werkzeug für strategisches Personalmanagement


DKFBy3tWkAEvgm3Unser Echtzeit-Reporting mit integrierten Datensätzen optimiert die operativen Berichtszyklen und steigert so die Agilität des Personalmanagements. Darüber hinaus umfasst das HR Keyboard eine Vielzahl strategischer Analysemöglichkeiten, insb. Treiberanalysen und prädiktive Modelle. Es bietet unseren Kunden z. B. die Identifikation und Prognose von Fluktuationstreibern und Risiken in der aktuellen Belegschaft, die datenbasierte Optimierung von Stellenvakanzzeiten und Rekrutierungsstrategien sowie die datenbasierte Steigerung des Mitarbeiterengagements. Das HR Keyboard ist also ein wichtiges Werkzeug für strategisches Personalmanagement.

Was genau unterscheidet Euch von anderen Anbietern auf dem Markt?

HR Business Partner müssen aus meiner Sicht in der Lage sein, binnen Minuten eine Analyseanfrage aus dem Business beantworten zu können. Zudem müssen sie statische HR-Reportingprozesse mit Excel und PowerPoint dringend dynamisieren. Wir bieten unseren Kunden eine modulare Softwarelösung für People Analytics, das HR Keyboard, mit leistungsfähigen Modulen entlang des gesamten Mitarbeiterpfads. Damit ist das HR Keyboard dort einsetzbar, wo der Kunde ein HR-Business-Problem lösen möchte. Andere Lösungen erwarten von ihren Kunden, dass sie die Analysen selbstständig implementieren. Das löst das oben angesprochene Problem der Datenintegration und dynamischen Analytik aber nicht. Wir implementieren alle nötigen Analysen für unsere Kunden und visualisieren die Ergebnisse in Echtzeit.


Der HR Business Partner wird endlich zum strategischen Partner in der Unternehmensführung


Das heißt: Unsere Kunden liefern die relevanten Daten. Wir integrieren die Daten, prüfen deren Qualität und setzen die passenden Analyseroutinen auf. Unser Kunde navigiert anschließend selbstständig durch den Datenraum und liefert Echtzeitreports direkt in Meetings. Das HR Keyboard ist durch eine konsequente Nutzerorientierung gekennzeichnet und unterstützt aktiv dabei, geeignete Handlungsimplikationen abzuleiten. Und weil das HR Keyboard auch fortgeschrittene Analysen zur Ursachenforschung von KPI-Veränderungen oder sogar Prognosen von KPIs erlaubt, die auch strategische Implikationen mit sich bringen, wird der HR Business Partner endlich zum strategischen Partner in der Unternehmensführung.

Was sind in der Praxis konkrete Einsatzzwecke/Use Cases für Euer Produkt? Kannst Du dazu eine kurze Success Story beschreiben?

Ein Beispiel sind Daten aus Mitarbeiterbefragungen und deren oftmals übermäßig trägen Reportingprozesse. Dabei wartet kein Mitarbeiter und kein Entscheider gerne lange auf die neusten Zahlen zum Mitarbeiterengagement. Wenn wir unser HR Keyboard mit dem Modul function(engage) dort einsetzen, dann verbessern wir den HR-Reportingprozess grundlegend. Wenn wir zusätzlich das Hosting der Befragung in unserem HR Keyboard vornehmen, dann ist unser Anspruch, dass die vollumfänglichen Analysen binnen weniger Minuten nach Abschluss verfügbar sind.

f(engage) Impact Grid Personalmagazin

Aber machen wir es konkret: Im Verlauf der Online-Befragung werden alle Daten automatisch im HR Keyboard hinterlegt. Unser Kunde (z. B. HR Business Partner) loggt sich ein und sieht direkt die neusten Trendentwicklungen seiner KPIs (z. B. Engagement der Mitarbeiter). Im nächsten Schritt kann er mit wenigen Klicks herausfinden, welche Faktoren (z. B. Führung, Bezahlung, Unternehmenskultur etc.) den stärksten Einfluss auf das Engagement haben. Ein paar weitere Klicks später weiß er dann, welche Teilaspekte dieser Faktoren (z. B. Feedbackhäufigkeit bei Führung oder variable Vergütungsbestandteile der Bezahlung) sich als Ansatzpunkte für konkrete Personalmaßnahmen eignen. Genau diese Verbesserung haben wir bspw. für unseren Kunden FlixBus geschaffen. Dazu können unsere Kunden, je nach weiteren Modulen, die Mitarbeiterbefragungsdaten im breiteren Wirkzusammenhang betrachten – z.B. mit Blick auf den Zusammenhang von Arbeitszufriedenheit und Leistung oder Fluktuation. Dieses Beispiel verdeutlicht das Prinzip: Mit dem HR Keyboard können unsere Kunden sämtliche dieser bestehende Datenmengen nutzbar machen, in integrierter Form auswerten und in bestmöglicher Weise zur Entscheidungsfindung verwenden.


Praxistipp: People Analytics einfach beginnen und mit den konkreten Anforderungen weiter ausbauen


Welche Voraussetzungen muss ich als Unternehmen schaffen, um Euer Produkt/Eure Leistung gezielt einsetzen zu können? Welche Fallstricke lauern Deiner Erfahrung nach in der Praxis und wie können diese gelöst werden?

Am Wichtigsten ist eine wenigstens grundlegende Digitalisierung der HR-Prozesse. Das heißt, wir benötigen Daten und diese sollten aus den Quellsystemen extrahierbar sein, zumindest in ein Datenformat wie Excel oder CSV. Dabei ist es nicht so wichtig, dass ein flächendeckendes HR-Data-Warehouse installiert ist. Unsere Stärke ist ja gerade, dass wir Daten aus unterschiedlichen Quellen integrieren können. Die Verwendung von digitalen Personalakten oder HCM-Softwareprodukten zur Digitalisierung von HR-Prozessen löst viele der Eingangshürden. Das ist aber im Einzelfall zu beleuchten. Dann ist eine Offenheit für datengestütztes Personalmanagement notwendig. Unsere Kunden müssen erkannt haben, dass das Bauchgefühl im HR durch solide empirische Evidenz ergänzt werden kann. Selbstverständlich erfüllen wir hierbei alle Voraussetzungen mit Blick auf Datenschutz und Datensicherheit und verarbeiten die Daten z. B. ausschließlich auf selbst administrierten Servern in Deutschland.

Grundsätzlich hat sich bewährt, People Analytics einfach zu beginnen (z. B. mit einem Modellprojekt) und anschließend schrittweise mit den Anforderungen und Fragestellungen im Unternehmen zu wachsen. Hierbei ist der modulare Aufbau unseres HR Keyboard hilfreich, da er es dem Kunden ermöglicht, seine People Analytics-Infrastruktur flexibel und bedarfsorientiert zu erweitern.


Links zum Weiterlesen


Über Daniel Mühlbauer

muehlbauerDr. Daniel Mühlbauer hat als Mitgründer von function(HR) seine Leidenschaft für strategisches Personalmanagement und die Arbeit mit Daten zum Beruf gemacht. Als HR Generalist bringt er sein Wissen zu strategischem Personalmanagement, Employer Branding, Change Management sowie Workforce Engagement in diverse Kundenprojekte ein. Daniel Mühlbauer hat Wirtschaftswissenschaften, International Management und Business Research studiert und am Institut für Personalwirtschaft (HCM) der LMU München promoviert.

Homepage: www.functionhr.de|  Twitter: @d_muehlbauer


Quelle des Artikelbilds: functionHR GmbH

ein Kommentar

  1. […] Ein weiteres Interview mit Daniel gibt’s zudem auf dem HR Strategie-Blog von Sebastian Hollmann […]

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